Die Vereinschronik
Als Mitte des vorigen Jahrhunderts das deutsche Lied die Herzen unseres Volkes mächtig bewegte, fanden sich in unseren Orten Menschen zusammen, um den Chorgesang zu hegen und zu pflegen. In dieser Zeit erlebte auch unser Gesangverein seine Geburtsstunde, nämlich 1861.
Die Akten darüber konnten erst vor über 50 Jahren im Staatsarchiv in Coburg entdeckt werden. Daraus geht hervor, dass Lehrer Engel der erste Direktor des Vereins war. Er war es auch, der die ersten Statuten bei der Staatsregierung in Coburg zur Genehmigung einreichte.
Im Jahre 1871 wurden neue Statuten erarbeitet. Ziele des Vereines sind: Pflege des Männergesanges, Abhalten gemeinsamer Vorträge und theatralischer Aufführungen. Zu der Zeit war Lehrer Friedrich Hahn Direktor. Der Lehrer und spätere Kantor Höhn übernahm das Direktorium von Lehrer Hahn für fast vier Jahrzehnte lang. Während des ersten Weltkrieges ruhte die Vereinstätigkeit.
Im Juni 1919 fand auf Einladung des 2. Vorsitzenden, Gottlieb Angermüller, eine Versammlung statt, in welcher die Wiederbelebung des Gesangvereins beschlossen wurde. Die Chorleitung übernahm Lehrer Siegel und die Vereinsführung Gottlieb Angermüller. Herr Kantor Höhn wurde damals zum Ehrendirigenten und zum Ehrenvorstand ernannt. Seit dieser Zeit finden die Singstunden in der Gastwirtschaft Fischer statt.
Ab 1920 übernahm Emil Jörg die Vereinsführung. Das 50jährige Jubiläum wurde 1921 gefeiert. Es war das Fest, das erst 1987 in seiner Größe übertroffen werden sollte. Neben Hauptlehrer Siegel war in den folgenden Jahren auch Lehrer Berbig Chorleiter. Aus den Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass Lehrer Wickel ab 1929 ebenfalls als Chorleiter tätig war und in diesem Jahr Reinhold Göckel kurzfristig das Amt des 1. Vorsitzenden übernahm.
Am 29.12.1936 wurde Fritz Jacob zum 1. Vorsitzenden gewählt, nachdem Gottlieb Angermüller aus gesundheitlichen Gründen das Amt niederlegte. Viele Jahre wurde über die Anschaffung einer Vereinsfahne diskutiert. Aus finanziellen Gründen konnte dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen. 1937 stiftete Ehrenmitglied Reinhold Heß aus Buchenrod die 1. Fahne, die bei einem Sängerfest am 13. Juni 1937, bei welchem der Gesangverein Liederkranz Untermerzbach die Patenschaft übernahm, feierlich geweiht wurde.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Arbeit des Vereins unterbrochen. Es soll aber in der Bilanz dieser Jahrzehnte erwähnt werden, dass die Chorleiter durch feinsinnige Führung der begeisterten Sängerschar und durch anerkennenswerten Idealismus und großes fachliches Können den Verein zu vielen Preisen und schönen Veranstaltungen führte.
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges rief 1946 der damalige Bürgermeister, Otto Wolf, die Sänger zu einer Versammlung in der Gaststätte Fischer zusammen, um die Chorarbeit des Vereins wieder zu beleben. Herr Wolf übernahm den Vorsitz und Franz Müller die Chorleitung, und so war ein neuer Anfang geschaffen. 1947 konnte Lehrer Adolf Wickel, nachdem er aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt war, die Chorleitung wieder selbst übernehmen. Zum 1. Vorsitzenden wurde Erwin Späth gewählt, bis 1949 Fritz Jacob aus der Gefangenschaft heimkam und das Ruder des Vereins wieder übernahm. In diesem Jahr engagierte sich auch eine Theatergruppe, die bis 1959 unter der Regie von Chorleiter Wickel Theaterstücke und Operetten zur Aufführung brachte.
Das Jahr 1951 brachte eine bedeutende Bereicherung für unseren Verein: der gemischte Chor wurde gegründet. 1961 wurden 100 Jahre Gesangverein groß gefeiert. Im gleichen Jahr begann auch Horst Angermüller mit den ersten Übungen zum Chorleiter, nachdem Herr Lehrer Motschmann aus Obersiemau und Herr Arno Seiler aus Scherneck, wenn Herr Oberlehrer Wickel verhindert war, die Chorleitervertretung übernommen hatten. Unserem bewährten und beliebten Chorleiter, Herrn Oberlehrer Adolf Wickel, gaben wir am 22. Mai 1966 das letzte Geleit bei seiner Trauerfeier. Für ein Jahr hatte nun Herr Oberlehrer Manfred Matthe aus Weißenbrunn a.F. die Leitung des Chores übernommen.
1966 legte auch Fritz Jacob sein Amt als 1. Vorsitzender nieder. Für ihn wurde Hermann Hahn gewählt und 1967 übernahm Horst Angermüller die Chorleitung und 1968 begann Walter Fischer als zweiter Chorleiter. Einige Jahre pendelte der Männerchor zu den Proben abwechselnd zwischen Großheirath und Herreth und sang mit dem dortigen Chor gemeinsam.
Zur Bereicherung des Dorflebens wurde 1977 erstmals die Sonnwendfeier erwähnt, die mit der Freiwilligen Feuerwehr am Rotweg abgehalten wurde und später zum Sommer- bzw. Dorffest am alten Kindergarten wächst. Mit dem gleichen Ziel stimmte man die Senioren des Dorfes ab 1980 einmal im Advent mit Gesang und (damals kostenloser) Bewirtung auf Weihnachten ein. Beide Veranstaltungen erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit.
27. bis 31. Mai 1987 wurde die 125-Jahrfeier dank Raiffeisenbank- Hauptversammlung zum größten Sängerfest des Vereines bis heute – mit Festzelt, -gottesdienst und –umzug und sehr vielen Chören beim Freundschaftssingen. Auch finanziell erzielte man einen Puffer, der den Verein noch immer trägt. Von Schirmherr Bürgermeister und Sänger Gerold Hümmer wurde die Erneuerung der Vereinsfahne übernommen und dem Verein zum Geschenk gemacht.
Hermann Hahn verabschiedete sich 1989 aus gesundheitlichen Gründen. Horst Hümmer wurde erster Vorsitzender und ernannte zum Dank für seine Arbeit Herman Hahn zum Ehrenvorsitzenden. Noch im gleichen Jahr bestand Horst Angermüller die Prüfung zum staatlich anerkannten Chorleiter. Noch heute schwärmen viele von der Patenschaft mit dem Gesangverein Hasenthal, die 1992 nach der Wende übernommen wurde. Als Bereicherung dirigierte der dortige Chorleiter Ludwig Liebold zeitweise unseren Chor. Nur am Rande erwähnen möchten wir den Kreissängertag, der 1993 in Großheirath abgehalten wurde.
Unter großem Bedauern entschloss man sich wegen Mitgliedermangel 1994 zur Auflösung des Männerchores. Auch eine Eingliederung in den Gemischten Chor gestaltete sich müßig.
Neuerungen sind in Vereinen ja meist nur zögerlich durchzusetzen, so brauchte es auch lange und viele Ermahnungen, bis 1996 endlich eine neue Sängerkleidung eingeführt wurde. Außerdem ließ man erstmals einen Nikolaus Geschenke für die Kinder im Dorf verteilen und gestaltete dies mit Bewirtung und Gesang aus. Auch heute noch kann man jedes Jahr am 06.12. in glänzende Kinderaugen sehen, weil der Verein nach wie vor den Nikolaus für Geschenkeverteilung in adventlichem Rahmen organisiert.
Durch den Rücktritt von Horst Hümmer mussten Neuwahlen entscheiden: 1997 wurde Harry Scheichenost zum ersten Vorsitzenden. Ganz innovativ gründete er bald, mit Carmen Scheler als Leiterin, unter regem Andrang einen Kinderchor. Für die Nachwuchspflege war das ein bedeutender Faktor, denn mittlerweile singen einige dieser damaligen Kinder als Jugendliche im Gospelchor mit. Auch im Sängerbund wird das mit viel Lob und Anerkennung gesehen.
Den genannten Gospelchor ließ der Vorsitzende 1998, entgegen vieler Widerstände, unter der Leitung von Walter Fischer, als weitere Bereicherung entstehen. Der neue Chor hatte sehr schnell viele Auftritte zu bewältigen und ist seither auf vielen Hochzeiten und anderen Festivitäten, weit über das Umland hinaus, gefragt.
Mit den beiden neuen Chören kam viel Schwung in den Verein und die Mitgliederzahl schnellte nach oben. Kaum ein Chor im Umkreis kann auf so viele Sängerinnen und Sänger weisen. Der Kappenabend am Rosenmontag wurde 1999 mit Tanz und vielen Aufführungen nach längerer Pause wieder aktiviert und trägt auch heute als feste Instanz im Dorfleben zur Erheiterung bei.
Einen Wechsel beim Kinderchor gab es 2000 - Thomas Günther übernahm die Leitung des Kinderchores und wurde bis 2003 von Nadine Scheichenost tatkräftig unterstützt. Sein 10jähriges Bestehen wurde 2007 mit einem Workshop, unter der Leitung von Gruppenchorleiter Rolf Otto, gefeiert.
Erwähnt sei noch, dass der gemischte Chor und der Gospelchor im gleichen Jahr am Bundes-Chorfest in Bamberg erfolgreich teilnahmen. Im Juli 2008 feierte man in der Kirche mit einem großen Konzert und vielen Ehrungen das 10jährige Bestehen des Gospelchores.
Nach dem Rücktritt von Harry Scheichenost wurde Gerold Hümmer bei Neuwahlen 2008 zum ersten Vorsitzenden gewählt. Unter einiger Unruhe kam dann endlich auch die lang vorher schon diskutierte neue Chorkleidung, die für gemischten Chor und Gospelchor gleich ist – jetzt kann der Chor in einheitlicher Kleidung bei Auftritten ein modernes Bild abgeben.
Sorge bereitete, dass Horst Angermüller aus gesundheitlichen Gründen seine Chorleitertätigkeit einschränken musste. Karin Rittweger sprang ein, vertrat ihn und wurde somit 2009 zur zweiten Chorleiterin im gemischten Chor.
Unser Verein trug im Laufe seiner Geschichte einen großen Beitrag zum gesellschaftlichen und kulturellen Leben in unserer Gemeinde bei. Dies ist für uns ein wichtiges Anliegen neben dem Gesang. Möge dieses Fest auch ein Auftakt sein, in den folgenden Jahren weiter erfolgreich für den Chorgesang und unsere Heimat wirken zu können.